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Nachhaltige Aquakultur

Seit Inbetriebnahme in den 70er-Jahren sollte die systematische Fischzucht eigentlich zur Rettung und zum Schutz überfischter Wildbestände beitragen. In der Praxis hat sich die Aquakultur für Fische und Umwelt jedoch gegenteilig entwickelt. Zum Einen verbrauchen Aquakulturfarmen in offenen Gewässern, wie Durchflussanlagen und Netzgehegeanlagen, hohe Mengen an Frischwasser. Diese Tatsache führt dazu, dass die Grundwasserreserven der Umgebung stark belastet werden. Zum Anderen sind die Aquafarmen auf maximalen Profit ausgelegt. Mit Hilfe von Hightech-Massensystemen werden  Nahrung der Tiere, Licht und Wachstumsstimulation überwacht. Der Einsatz von Medikamenten, Antibiotika und Gentechnik beschleunigt das Wachstum der Fische und verändert das Fortpflanzungsverhalten der Tiere. Oftmals gelangt das unbehandelte Abwasser mit Rückständen aus offenen Netzkäfigen ins Meer oder wird in die umliegenden Gewässer geleitet. Dabei wird das bestehende Ökosystem gefährdet oder gar zerstört. Zusätzlich zu den genannten Sachverhalten und den daraus resultierenden schädlichen Konsequenzen müssen natürliche Ökosysteme bei der Errichtung der großen Zuchtbecken weichen. Dabei entsteht ein größer ökologischer Schaden, denn Wälder sind nicht nur Lebensraum für diverse Tierarten, sondern bieten auch einen natürlichen Schutzwall bei Überschwemmungen und Stürmen. Aus den Farmen entwichene Zuchtfische konkurrieren zudem wiederum mit Wildtieren um Lebensraum und Nahrung, übertragen Krankheiten und gefährden letztlich das Überleben der ansässigen Flora und Fauna. [1] [2]

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Aufgrund der Nachteile der offenen Fischzucht warnen Umweltverbände vor der schlechten Ökobilanz mancher Aquakulturen. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach geschlossenen Systemen wie der Aquaponik zu. Mittels der Teichwirtschaft ist die Aquaponik in Mitteleuropa auch im Freiland umsetzbar. Allerdings ist dies ausschließlich im Sommer möglich. In der Teichwirtschaft werden natürliche sowie teilweise oder ausschließlich künstlich angelegte Teiche zur Fischaufzucht genutzt. Die Teiche verfügen über regulierbare Wasserzu- und -abläufe. Bei einer geringeren Besatzdichte ist in der Regel kaum Frischwasserbedarf notwendig. Zusätzlich decken die natürlich vorkommenden Pflanzen und Tiere, z. B. Wasserflöhe und Insektenlarven den Nahrungsbedarf der Fische zum Großteil ab, sodass in der Regel nur noch Getreide zugefüttert werden muss. In einem Gebäude integriert funktioniert solch ein System ganzjährig als geschlossene Kreislaufanlage, wie es in einer Aquaponikanlage der Fall ist. [3] 

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Schon jetzt stammt über die Hälfte der weltweit konsumierten Fischprodukte aus der Aquakultur. In Deutschland allerdings werden gerade einmal unter 3 Prozent des inländischen Fischkonsums durch heimische Aquakultur abgedeckt. Um weniger von Fischimporten abhängig zu sein, sollte die heimische Fischzucht ausgebaut werden. [4] Dabei sollte diese nachhaltig gestaltet werden, um der weiteren Übernutzung natürlicher Ressourcen entgegenzuwirken. [5]

 

Wie sich die nachhaltige Aquakultur in Deutschland zukünftig entwickelt, beeinflussen technische und wissenschaftliche Aspekte und Fortschritte. Darüberhinaus ist eine gesellschaftliche und auch politische Diskussion notwendig. Ein höherer Technisierungsgrad in Kreislaufsystemen führt gleichzeitig zu höheren Gestehungskosten. Hohe Investitionskosten und höhere Ausgaben für Energie und Fachpersonal führen zu hohen Preisen für ein Produkt, welches mit günstigen Importen nicht konkurrieren kann. Dabei ist es oftmals nebensächlich, ob die Umweltkosten ins Ausland verlagert werden. Hier setzt der gesellschaftliche Diskurs an. Die nachhaltige Aquakultur kann sich flächendeckend in Deutschland nur mit Hilfe einer höheren Zahlungsbereitschaft durch Handel und Konsument:innen durchsetzen. Der nachhaltige Trend lässt sich anhand von Marktanalysen zeigen. Verbraucher:innen hinterfragen verstärkt die Produktionsbedingungen ihrer Lebensmittel und bevorzugen eine nachhaltigere und regionale Erzeugung (BMEL 2020). Außerdem stellen weitere Studien fest, dass höhere Preise für regionale, umweltverträgliche und tierwohlgerechte Aquakultur-Produkte von Verbraucher:innen eher akzeptiert werden.

Des Weiteren müssen bei Komsument:innen das Verständnis und die Akzeptanz für die Aquakultur als grundsätzliche Methode sowie die großen Vorteile einer kontrollierten regionalen Erzeugung aufgebaut werden. Technische Kreislaufsysteme zur Fischzucht wirken auf sie, im Vergleich zur Vorstellung eines in der Natur eingebetteten Produktionssystems, eher abschreckend. Dabei lassen sich die Produktionsbedingungen in geschlossenen technischen Kreislaufsystemen (im Gegensatz zu naturnahen Produktionssystemen) besser überwachen. Die Produktion in geschlossenen Systemen kann daher ressourcenschonend und nachhaltig sein. Der Ressourcenverbrauch von Wasser und Flächen, das Tierwohlparameter sowie die Emissionen aus Kreislaufanlagen in die Umwelt können deutlich besser kontrolliert werden. Zu Bedenken gilt, dass für Produkte mit einem Bio-Siegel höhere Verkaufspreise erzielt werden können. Jedoch dürfen die Produkte aus der Fischzucht in Kreislaufanlagen aufgrund des künstlichen Produktionssystems nicht das Bio-Siegel der EU erhalten. [5]

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Quellen:

[1] Peta50Plus (2021): Aquakultur: Fischzucht tötet Milliarden Tiere und zerstört Umwelt, https://peta50plus.de/aquakultur-fischzucht, [aufgerufen am 15.09.2021].

[2] Ethik.Guide (2021): Massentierhaltung in Aquakulturen, https://ethikguide.org/infothek/massentierhaltung-in-aquakulturen/, [aufgerufen am 15.09.2021].

[3] Greenpeace (2021): WELCHE AQUAKULTURMETHODEN GIBT ES?, https://www.greenpeace.de/themen/meere/welche-aquakulturmethoden-gibt-es, [aufgerufen am 15.09.2021].

[4] FAO (2020): The State of World Fisheries and Aquaculture 2020. Sustainability in action. Rom. Online: http://www.fao.org/3/ ca9229en/ca9229en.pdf, [aufgerufen am 15.09.2021].

[5] IGB (2020): Neuer IGB Policy Brief: Hat die Nachhaltige Aquakultur in Deutschland eine Zukunft?, https://www.igb-berlin.de/news/neuer-igb-policy-brief-hat-die-nachhaltige-aquakultur-deutschland-eine-zukunft, [aufgerufen am 15.09.2021].

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