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Vorstellung der AG

In der Arbeitsgemeinschaft “Recognition & Distribution” haben wir uns  mit den Public Relations, d.h. der öffentlichen Meinung zur Aquaponik-Technologie, auseinandergesetzt. Wir wollten herausfinden, was die Allgemeinheit  von unserem Seminar-Thema hält und wie diese Technik, für die wir uns begeistert haben, weiter in die Gesellschaft getragen werden kann. Aber auch wie und wo Aquaponiksysteme, bis jetzt immer noch eine Seltenheit, am sinnvollsten eingesetzt werden könnten. Dazu haben wir als AG vor allem eine Umfrage entworfen, durchgeführt und ausgewertet. Hier stellen wir Euch nun unsere Ergebnisse und Schlüsse ausführlich vor.

"Recognition & Distribution"
Anerkennung & Lokale Distribution

Die Umfrage

Ziele der Umfrage
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“Wir sind Finn, Felix und Clara, drei Studierende der Technischen Universität Berlin. Im Rahmen des studentisch organisierten Energie-Seminars (https://energieseminar.de/) nehmen wir momentan an dem Modul "Aquaponik - Jetzt in Wedding!" teil. Wir erarbeiten uns als Seminargruppe gemeinsam selbst gewählte Inhalte und versuchen mit unserer Arbeit einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erzeugen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich etwas Zeit für unsere Umfrage nehmen und die folgenden Fragen möglichst ehrlich beantworten. Danke! :)”

Mit diesen Worten haben wir die Teilnehmenden der Umfrage eingeführt, zu denen du übrigens auch noch gehören kannst! 

 

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Ziel der Umfrage ist es, Wissensstand, Akzeptanz und Motivation der Befragten zu Aquaponik-Anlagen, insbesondere solchen, wie ARC sie plant zu verstehen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, die helfen könnten, Aquaponik-Anlagen weiter publik zu machen, Missverständnissen und Unwissen entgegenzuwirken und Aquaponik als Technologie sinnvoll in die Gesellschaft zu integrieren. 

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Unsere Ergebnisse

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Die im Folgenden erläuterten Schlüsse beziehen sich auf die ersten 44 Antworten, die wir erhalten haben. Wenn in einiger Zeit jedoch noch eine signifikante Menge an Antworten hinzukommt, behalten wir uns ein Update der Ergebnisse vor.

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Hier nun unsere Ergebnisse:

 

 
Informationen zur Repräsentativität der Befragten:

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Wer hat an unserer Umfrage teilgenommen?

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Etwa 60 Prozent der Befragten kannten vor der Umfrage weder den Begriff Hydroponik, noch den der Aquaponik. Interessanter Weise können beinahe die Hälfte der Teilnehmer:innen den Begriff Aquakultur einordnen, fast 40 Prozent haben den Begriff zumindest schon einmal gehört. Die könnte auch daran liegen, dass Aquakultur die momentan am schnellsten wachsende bzw. relevanteste Bezugsquelle für Fischprodukte ist.

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Interpretation: Hydro- und Aqua-Ponik sind unter den Befragten und vermutlich auch der gesamten Bevölkerung relativ unbekannt. Eine Aufklärung der breiteren Öffentlichkeit über Aquaponik und andere Poniksysteme erscheint sinnvoll, wenn ein ein Mehreinsatz der Technologien bzw. eine Marktfähigkeit gewünscht ist. Im Verlauf der Umfrage wird noch deutlich, dass die Akzeptanz der Konsumenten zu solchen Anlagen positiv ausgeprägt ist und auch sein muss, damit diese höhere Kosten von Lebensmitteln aus solchen Anlagen in Kauf nehmen.

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Fischkonsum der Befragten
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Im zweiten Abschnitt der Umfrage haben wir Daten zum Fischkonsum der befragten erhoben.

Die Fischzucht ein essentieller Teil von Aquaponik-Systemen, ohne Interesse an Fischproduktion ergeben Aquaponikanlagen verglichen mit Hydro- oder sonstigen Poniksystemen wenig Sinn.

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Gebackener Fisch
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Interpretation: 
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Der Fischkonsum der Proband:innen ist nicht besonders stark ausgeprägt, die Meisten wären auch bereit auf Fisch zu verzichten. Über 50 Prozent geben an, dass ihr Fischkonsum bei unter 100 Gramm pro Monat liegt. Dies deckt sich jedoch nicht mit aktuellen Studien, die besagen, dass der durchschnittliche Fischkonsum pro Kopf in Deutschland bei ca. 13,2 Kilogramm pro Jahr beträgt.         (= 1.1 kg pro Monat) [Quelle]

Diese Abweichungen können wahrscheinlich unter anderem darauf zurückgeführt werden, dass junge Menschen tendenziell weniger tierische Produkte konsumieren, als ältere Personen [Quelle].

Die geringe Fisch-Abhängigkeit der Befragten muss bei der Interpretation der folgenden Ergebnisse beachtet werden, da vermutet werden muss dass Menschen, die weniger Fisch essen, ggf. schneller dazu bereit sind höhere Preise für Fisch aus Aquaponik-Anlagen zu bezahlen.

Green Field
Position zu Umwelt, Bio-Produkten und Preisgestaltung von Lebensmitteln

 

Im dritten Abschnitt der Umfrage haben wir die Position zu Umwelt, Bio-Produkten und Preisgestaltung von Lebensmitteln erfragt. Damit wollen wir das Kaufverhalten der Befragten genauer verstehen und letztendlich einen Vorschlag für das Verbessern der Situation von aqua- und hydroponischen Produkten ableiten.

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Die erste Frage lautet: „Ist eine Bio-Zertifizierung von Lebensmitteln für Ihre Kaufentscheidung relevant?“ mit den Antwortmöglichkeiten auf einer Skala von 1 bis 6, wobei 6 der höchste Wert ist. Dabei zeigt sich, dass circa 80% der Befragten einen Wert von 4 oder höher angeben, also dass eine Bio-Zertifizierung relevant ist. (siehe die erste Tabelle) Was das Kaufverhalten, das Verhältnis von Bio- und Nicht-Bio-Produkten, angeht, sind 63,8% der Antworten 4 oder höher (siehe die zweite Tabelle). 72,7 % sind auch bereit für ein Bio-zertifiziertes Produkt einen Aufpreis zu zahlen (siehe die dritte Tabelle).

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Interpretation

 

Aus diesen Ergebnissen lässt sich erkennen, dass die Befragten einen hohen bis sehr hohen Wert auf Bio-Produkte legen und diese sowohl im Kaufverhältnis als auch bei höheren Preisen mindestens berücksichtigen, tendenziell bevorzugen. Momentan können Pflanzen, die mithilfe von Aquaponik  oder Hydrokulturen angebaut werden, allerdings kein Bio-Zertifikat erhalten:

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“Nach den EU-Vorschriften dürfen Pflanzen, die als Hydrokulturen angebaut werden, nicht als Bio-Produkte vermarktet werden. Denn biologische Erzeugung bedeutet immer, dass Pflanzen auf natürliche Weise aus dem Boden wachsen. Gleiches gilt für Pflanzen, die in einem Aquaponik-System angebaut werden. Fische, die in einem Aquaponik-System gezüchtet werden, dürfen jedoch als Bio-Fische verkauft werden, wenn die Rechtsvorschriften für die biologische Aquakultur eingehalten werden.”

(Quelle: EU Kommission (2021): Biologische Erzeugung und Bio-Produkte. Online verfügbar, zuletzt aktualisiert am 24.08.2021, zuletzt geprüft am 28.08.2021.)

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40% der Befragten stimmen der Aussage „Das Ausschließen der Biozertifizierung sehe ich nicht als gerechtfertigt an“ zu und weitere 36,4% der Aussage „Das Ausschließen der Biozertifizierung sehe ich als bedingt gerechtfertigt, würde aber die Möglichkeit, hydro- bzw. aquaponische Produkte zu Bio-zertifizieren auch nicht verurteilen.“. Die große Mehrheit der Befragten hat also keine Vorbehalte gegen eine Bio-Zertifizierung der Produkte und aus den vorherigen Antworten lässt sich ablesen, dass eine Bio-Zertifizierung für aquaponische Produkte eine positive Auswirkung auf sowohl das Ansehen als auch das Kaufverhalten hätte.

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Die Rechtsvorschriften für eine biologische Aquakultur einzuhalten und somit für die Fische das Bio-Zertifikat zu erhalten, wäre ein erster Schritt. Sich darüber hinaus für eine Änderung der Regelungen des Bio-Zertifikats bezüglich der Pflanzen einzusetzen oder ein gleichwertiges Siegel zu etablieren, wäre ein weiterer Punkt, der nicht nur für einen höheren Konsum von Aqua- und hydroponischen Produkten sorgen könnte, sondern dadurch auch für eine höhere Akzeptanz und Verbreitung.

Doch auch ohne eine Bio-Zertifizierung wären 68,1 % der Befragten bereit einen Aufpreis für hydro- oder aquaponische Produkte zu zahlen. Dieser Wert ließe sich durch eine Bio-Zertifizierung wahrscheinlich noch weiter erhöhen. 

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Position zur Technisierung der Agrarindustrie
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Im vierten Abschnitt der Umfrage ging es um die Akzeptanz der Befragten bezogen auf die Aquaponik-Technik als Produktionsmittel für Nahrung.

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Diese Frage nach der ggf. als problematisch gesehenen Entfremdung wurde formuliert, um die grundsätzliche Akzeptanz der Befragten zu Aquaponik- bzw. Hydroponik- oder Aquakulturanlagen einzuschätzen. Die Frage ging u.a. aus der von uns empfundenen, tendenziellen Ablehnung der Gesellschaft gegen maschinelle oder automatisierte, hochskalierte Tierhaltung und -Verarbeitung bzw. “Massentierhaltung” voraus. Insbesondere der Aquakultur-Anteil einer Aquaponikanlage muss ebenfalls als automatisierte Tierhaltung betrachtet werden. Aber auch das Konzept der Hydroponik, also pflanzliche Produkte aus erdlosem Anbau, war neu für die meisten Befragten und hätte durchaus befremdlich bzw. Nahrungsmittelproduktion-entfremdent wahrgenommen werden.

 

Tendenziell zeigte sich die Masse der Befragten allerdings durchaus offen gegenüber neuer Technologien in der Nahrungsmittelproduktion, insbesondere wenn diese Technologien ökologische Vorteile mit sich bringen bzw. die Nachhaltigkeit der Produktion im Vergleich zu momentan konventionellen Verfahren verbessern. Vereinzelt wurde jedoch auch etwas zu viel Entfremdung empfunden.

 

Bei diesem Ergebnis muss berücksichtigt werden, dass ein signifikanter Anteil der Befragten (mind. 60%) erst durch die Umfrage von den Technologien erfahren haben. Somit konnten viele Befragte sich also nur auf Informationen, die innerhalb der Umfrage vermittelt wurden, beziehen und Ihre Meinungsbildung wurde durch diesen begrenzten Informationsrahmen beeinflusst. Wir haben uns allerdings bemüht verständlich und dennoch ausreichend umfangreich und objektiv zu informieren und sehen das Ergebnis als positives Zeichen bezüglich der Akzeptanz von Aqua- und Hydroponik in der Gesellschaft. Wir schließen, dass um weiter Akzeptanz für diese Technologien zu generieren, vor allem weiter über diese aufgeklärt werden muss.

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Im ersten Abschnitt, wie in der letzten Frage haben wir geschlossen, dass um das Aquaponiksysten populärer zu machen, die Technologie vor allem bekannter gemacht werden muss. Diese Frage sollte klären, wie relevant die Befragten diese Popularität bzw. die gesellschaftliche Akzeptanz ggü. einer Technologie sehen, damit diese sich in der Agrarindustrie durchsetzen kann.

 

Die Verteilung der Antworten lässt eine eher hohe Einschätzung der Relevanz erkennen. Insofern finden die Befragten durchschnittlich die gesellschaftliche Meinung als ausschlaggebend.

 

Würde dieses Ergebnis für die deutsche Gesellschaft übernommen, käme es allerdings zu einer Dissonanz: die Meinungsforschung zeigt zum Beispiel, dass Massentierhaltung als Sammlung von Technologien in der Nahrungsmittelproduktion keine breite Akzeptanz in der Gesellschaft findet. [Quelle] Dennoch dominiert in Deutschland der Konsum von Fleisch aus Tierhaltung dieser Form mit Abstand [Quelle]. Diese Widersprüchlichkeit könnte durch unsere kleine Testgruppe verursacht sein, die beispielsweise zufällig relativ aufgeschlossen ggü. Massentierhaltung sein könnt. Oder aber beispielsweise auf eine tatsächlich gesellschaftlich verankerte, kognitive Dissonanz hindeuten, z.B. dass eine große Menge der Bevölkerung Massentierhaltung ablehnt, diese durch Ihre Kaufentscheidungen jedoch unterstützt. 

Für die Verbreitung von Aquaponik nehmen wir jedoch an, dass eine hohe Einschätzung der Relevanz der Konsument:innen-Meinung in keinem Fall negativ ist, im Gegenteil: um die potentiellen, höhere Preise von Aquaponik-Produkten den Konsument:innen ggü. zu rechtfertigen könnte es sogar sinnvoll sein, die Konsument:innen gezielt auf Ihre Akzeptanz ggü. Aquaponik verglichen mit anderen Arten der Fischproduktion, zB. der konventionellen Aquakultur anzusprechen und Vorteile von Aquaponik darzustellen. Anscheinend fühlen sich die Konsument:innen ja mächtig, mit Ihren Kaufentscheidungen Veränderungen zu erwirken.

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Motivation zum Selbstbetrieb einer Aquaponik-Anlage
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Im letzten inhaltlichen Abschnitt wird konkreter auf ein Anlagenkonzept wie von ARC konzipiert eingegangen, sprich abgefragt, ob die die Teilnehmenden Interesse an einem solchen Konzept hätten.
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Grundsätzlich erkennen wir ein sehr gemischtes Interesse an Anlagen, wie ARC sie momentan konzipiert, mit leicht negativer Tendenz, also weniger Interesse. Es wird außerdem deutlich, dass der Betrieb von Anlagen in Gemeinschaften den Befragten noch eher zusagt als der Selbstbetrieb einer Aquaponik-Anlage. Als dominante Begründung für das geäußerte Desinteresse geben die Befragten einen Mangel an Zeit an. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass mehr als die Hälfte unserer Probanden Schüler:innen oder Studierende sind. Ohne generelle Aussagen treffen zu können vermuten wir, dass Schüler:innen und Studierenden eher mehr Zeit haben, welche sie flexibel nutzen können als z.B. bei Berufstätigen. Daher schätzen wir, dass die Beschäftigung mit einer Aquaponik-Anlage den Befragten nicht per se als uninteressant erscheint, aber eben als uninteressanter im Vergleich zu sonstigen Beschäftigungen, welche flexibel nutzbare Zeit füllen könnten.

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Die Antworten sprechen für sich selbst, wir möchten aber noch manche Details kommentieren: 

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Die Abhängigkeit des Interesses am Betrieb einer Aquaponik-Anlage von monetären Vorteilen scheint relativ gering. Dies ziehen wir aus den wenigen Antworten bei "Nur Interessant, wenn einem dadurch sehr kostengünstige Fisch- und Pflanzenprodukte zur Verfügung gestellt werden" und interpretieren das als ein weiteres Indiz für die grundsätzliche Akzeptanz der Befragten gegenüber der Aquaponik. Die Technik scheint als so positiv bewertet, dass Sie keinen Ersparnisse produzieren muss, um akzeptiert zu werden. Allerdings ist auch die Sorge vor zu hohen Kosten groß, völlig egal ist den Befragten die Wirtschaftlichkeit der Anlage also vermutlich auch nicht.

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Auch die Sorge vor zu wenigem, technischen Verständnis, um eine Aquaponik-Anlage zu betreiben ist relativ gering ausgeprägt, allerdings traut sich circa ein Viertel der Befragten selbst einen Anlagenbetrieb dennoch nicht zu, aus Sorge vor zu hoher, eigener Verantwortung. Daher schließen wir, dass eine Gruppe, die eine Anlage selbst betreiben möchte, nicht nur in den technischen Aspekten der Aquaponik, sondern dringend auch in Arbeits-Management geschult wird (wie wird die anfallende Arbeit terminiert und übernommen, wie werden Absprachen getroffen, wie wird ein Qualitätsmanagement-System betrieben, etc.) um eben Sorge vor zu großer eigener Verantwortung zu nehmen.

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